Hipstermärkte

In seinem im März 1967 gehaltenen und posthum publizierten Vortrag ¿Andere Räume¿ (¿Des espaces autres¿) erörterte Michel Foucault, wie Raum in unserem Zeitalter immer mehr die Form von Beziehungen zwischen Schauplätzen eingenommen hat. Er stellte fest, dass in unserer Erfahrungswelt Kontinuität und Dauer von einem ständigen Verbindung-Schaffen verdrängt wurden. An die Stelle klarer Raumprogramme sind instabile Gelegenheitsstrukturen getreten. In jedem von uns benutzten Raum sind so immer auch andere Räume eingelagert ¿ Schattengebilde, Sonderzonen, Ausweichgebiete, Grauräume, Neuland. Vor dem Hintergrund der ökonomischen, politischen und technologischen Umbrüche unserer Zeit wollen wir uns im Wintersemester 2015/16 mit einem ausgewählten Beispiel solcher ¿anderer Räume¿ beschäftigen: Mit dem neuen Phänomen von Hipstermärkten, die parallel mit der globalen Finanzkrise entstanden sind.

Von Brooklyns trendigen Straßenbazaren bis zu Bangkoks jugendlicher Nachtmarktszene, und von Kopenhagens hipper Flohmarktkultur bis zu Wiens gemütlichem Mondscheinbazar, stellen solche Orte einen Ankerpunkt für junge, urbane Bevölkerungsgruppen dar, um sozialen Austausch mit Konsumgenuss und Geschäftssinn zu verbinden: Coole Bartpflege, Handwerksbackwaren, junge Modemacher, kooperative Gärtnereien, independent Designlabels, vegane ¿Käse¿-Kuchenmanufakturen oder Filterkaffee von Feinsten ¿ ein bunter Mix an Kreativschaffenden, die scheinbar alles, nur nicht kommerziell sein wollen. Erfinderisches Mikrounternehmertum wird hier zur neuen Variante einer Alternativkultur, die sich auch für nachhaltige Entwicklung, fairen Handel und neue soziale Verträge erwärmen kann. Doch wie verträgt sich solidarischer Handel mit strategischem Geschäftsdenken, lokale Initiative mit globaler Marktmentalität? Wie steht es um die Spannung zwischen Untergrundkultur und Mainstream? Und wie fügt sich der informelle Anschein dieser Märkte in die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Ökonomie?

Wahlseminar Kunst und Gestaltung
Univ.Prof. DI Mag. Dr. Peter Mörtenböck

Dienstags, 16:00-20:00, geblockt
Beginn: 13. Oktober 2015
Ort: Seminarraum 8

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