IMAGINED WORLDS – Die Architektur von Vorstellungswelten

Von weltweiten Migrationen und neuen Medien angefacht zieht eine neuartige Produktpalette von Raumgebilden wie eine Wetterfront um die Welt: Sie erzeugt verdichtete Zonen, die nicht länger durch ihre geographischen Koordinaten bestimmt sind, sondern durch Flugstunden, Klimafaktoren, Rohstoffe, Rechtslagen und Arbeitskosten. Diese globale Mobilisierung setzt kommerzielle Formeln als materielle Organisationsmodelle um, führt verdeckt politische Entwürfe aus, begründet neue nicht-staatliche Rechtschaffenheiten und hilft individuelle Utopien mittels experimenteller Architektur zu realisieren, ob an Land, in der Luft oder zu Wasser. Der Kulturtheoretiker Arjun Appadurai bezeichnet die noch ungefestigten, komplex strukturierten Räume dieser Entwicklung als ‘imagined worlds’ und betont so die prinzipielle Offenheit der kreativen Flüsse, die unsere ungezähmte Vorstellungskraft mit der eigensinnigen Souveränität von Weltmodellen verbinden. Im Wettstreit um die ungesicherten Territorien der Globalisierung ist, anders gesagt, unsere eigene Vorstellungskraft eine der entscheidendsten Ressourcen.

Im Seminar diskutieren wir die verschiedenen Werkzeuge, mit denen solche kuriose Welten operieren – ein elastisches Zusammenspiel von zunächst unverdächtigen, aber fein aufeinander abgestimmten, raumbildenden Instrumenten, deren paradoxer Charakter darin besteht, aus unterschiedlichen Zusammenhängen entnommen zu sein, um gemeinsame Sache zu machen: Meereskarten, philosophische Traktate, gewagte Ästhetiken, Mythen und Fiktionen, Bürgerschaftsmodelle und Handelskontingente, vereint im Dienst von Weltproduktionen. Dazu betrachten wir eine Reihe utopischer Großprojekte, wie Herman Sörgels Atlantropa, Henry Fords Fordlandia, Jacque Frescos Venus Project oder aktuelle „Raumprodukte“ (Easterling) globaler Unternehmen, und erkunden anhand von selbstgewählten Beispielen die Architektur von Weltregimen unterschiedlichster Gestalt: Mikronationen, Urlaubsparadiese, Öko-Kommunen, Rohstoffgebiete, IT-Parks, Country Clubs, Glaubenszirkel, Golfressorts, … Als Material für diese Untersuchungen dienen uns künstlerische Projekte ebenso wie Filme, Fachliteratur und Reportagen.

Special Seminar in Art and Cultural Theory
Univ.Prof. DI Mag. Dr. Peter Mörtenböck

Wednesdays, 12:00-16:00, in blocks
Start: 14 March 2012
Location: Institut für Kunst und Gestaltung

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